Warum gutes Webdesign beim Inhalt beginnt
Wenn wir eine Website oder eine Webanwendung entwickeln, dann tun wir das in erster Linie, um Inhalte zu den Menschen zu bringen. Wir wollen informieren, Orientierung geben – oder gezielt eine bestimmte Handlung auslösen: einen Kauf, eine Anmeldung oder eine Kontaktaufnahme. Deshalb ist es nur logisch, dass unsere Nutzerinnen und Nutzer ebenso im Zentrum stehen wie die Inhalte, die wir ihnen vermitteln wollen.
Trotzdem zeigt sich in der Praxis immer wieder, wie schwer es vielen Menschen fällt, einen echten inhaltlichen Prozess zu beginnen. Das liegt oft daran, dass viele bereits ein fertiges Bild im Kopf haben – nicht vom Inhalt, sondern vom Design.
Website-Baukästen und Designsysteme bieten heute ein riesiges Portfolio an vorgefertigten Templates, die auf den ersten Blick oft sehr überzeugend wirken. Und schnell entsteht der Gedanke: „So eine Website möchte ich auch!“
Meine Freunding und Kollegin Florance Maurice hat das ganz gut formuliert:
"Die Menschen möchten ein Korsett für Ihre Inhalte"
Ein nachvollziehbarer Wunsch – aber einer mit Risiken. Denn statt Inhalte gezielt zu entwickeln, wird oft mit aller Kraft versucht, sie in ein vorhandenes Design zu pressen. Und das funktioniert nur selten gut.
Die Seiten wirken gezwungen, unübersichtlich, unauthentisch – oder im schlimmsten Fall austauschbar. Der Inhalt wird dem Design untergeordnet, obwohl es eigentlich andersherum sein sollte. Dabei wird oft vergessen: Die eigene Geschichte, die es zu erzählen gilt, ist einzigartig. Eine gute Website muss es schaffen, diese Einzigartigkeit klar in den Fokus zu rücken, um Menschen wirklich zu erreichen.
Menschen wollen heute schneller zum Ziel. Sie entscheiden in wenigen Sekunden, ob etwas für sie relevant ist – oder nicht. Die Aufmerksamkeitsspanne wird kürzer, die Reizdichte höher. Umso wichtiger ist es, Inhalte so aufzubereiten, dass sie auf den Punkt kommen, verständlich sind – und direkt ansprechen.
Und das funktioniert nur, wenn man Gestaltung als Instrument versteht.
Wer den eigenen Content unterschätzt, unterschätzt auch seine Identität. Und wer sich zu sehr an fremden Formen orientiert, verliert leicht das Gefühl dafür, was man eigentlich sagen will – und warum.
Der inhaltsbasierte Ansatz (Content-First Approach)
Beim inhaltsbasierten Ansatz lassen sich mit Hilfe eines CMS Inhalte nicht nur verwalten, sondern auch sinnvoll strukturieren. Navigationspfade, logische Zusammenhänge und thematische Gliederungen entstehen direkt aus dem Inhalt heraus.
Parallel dazu ermöglicht CSS die gestalterische Ausarbeitung: Es formt die Struktur innerhalb der Seiten, definiert Layouts, Farben, Abstände und visuelle Hierarchien.
So wächst die Website Schritt für Schritt – vom Rohinhalt zur lebendigen, funktionalen und ästhetischen digitalen Präsenz.
Vorteile im Entwicklungsprozess
- Skalierbarkeit: Inhalte lassen sich durch das direkte Arbeiten in einem CMS jederzeit einfach ändern, verschieben oder ergänzen.
- Design folgt Inhalt: Die Gestaltung reagiert direkt auf die veränderten Inhalte – man sieht sofort, was zu gestalten ist.
- Direktes Erleben: Websites fühlen sich an – die Usability kann schon im Entstehungsprozess erlebt und getestet werden.
- Schnellere Abläufe: Durch den Verzicht auf statische Entwürfe oder langwierige Wireframes beschleunigt sich der Entwicklungsprozess deutlich.
Iterativer Prozess
Entwicklen, Testen und Bewerten, weiter Entwickeln , ....
Nachteile im agilen Kontext
Ein Nachteil des inhaltsbasierten Ansatzes im agilen Kontext ist die hohe Abhängigkeit von der Kompetenz und Zusammenarbeit aller Beteiligten. Da der Prozess stark darauf setzt, dass Inhalte gut durchdacht und strukturiert sind, müssen Redakteur:innen, Designer:innen, Entwickler:innen und Projektleiter:innen eng zusammenarbeiten und sich kontinuierlich abstimmen. Fehlt in diesem Team ein Mitglied – oder kann jemand seine Aufgaben nicht erfüllen – gerät der gesamte Workflow ins Stocken.
Diese enge Verzahnung erfordert nicht nur technisches Know-how, sondern auch ausgeprägte Projektmanagement-Kompetenz und echtes Teamwork.
Weiterführender Artikel: Woran der agile Prozess scheitern kann.